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MFI Blog

Breites gesellschaftliches Bündnis für das MFI Projekt

13. Nov 2012 | München

Ein breites Bündnis aller demokratischen Parteien, Religionen und sonstigen gesellschaftlichen Gruppen hat sich am Samstag den 10.11.12 mit mehr als 1500 Teilnehmern unter dem Motto „München ist bunt“ zusammen gefunden, um gegen die Hassparolen vor allem gegen muslimische Bürger zu demonstrieren und ihnen jeden legitimen Platz in München zu verwehren.

Alle OB-Kandidaten von SPD, Grünen und CSU bekräftigten ihre Unterstützung für das Projekt MFI mit Redebeiträgen. Auch OB Christian Ude sprach sich klar und deutlich gegen Rechtsradikalismus und Islamfeindlichkeit aus und stellte sich hinter das Projekt MFI.

Im Namen von MFI beteiligte sich Gönül Yerli, 2. Stellvertretende Vorsitzende des Vereins „Münchener Forum für Islam“ (MFI) mit folgendem Beitrag: Zu dieser Stunde, gar nicht mal so weit weg von uns, wird der Eugen-Biser-Preis verliehen. In der Allerheiligenhofkirche wird der Präsident des Deutschen Bundestages Dr. Norbert Lammert mit diesem Preis geehrt. Der katholische Theologe Eugen Biser steht für den Dialog aus christlichem Ursprung, und zu den Ehrengästen, die zur heutigen Preisverleihung eingeladen sind, gehört auch unser Imam Benjamin Idriz, der Initiator und Vorsitzende des MFI. Er wird nach der Preisverleihung noch zu uns stoßen, aber jetzt darf ich als 2. Stellvertretende Vorsitzende des MFI einige kurze Gedanken an Sie richten.

Ich möchte meine Stimme nicht nur als MFI-Verantwortliche erheben, sondern ebenso als Bürgerin Deutschlands, als Mutter von drei Kindern, deren friedliche und humane Zukunft in diesem, in unserem Lande, mich sehr wohl etwas angeht. Meine Eltern kamen Anfang der 70er Jahre ganz gewiss nicht nach Deutschland, um hier zu missionieren oder um die demokratische Ordnung abzuschaffen. Ihnen ging es darum, uns, ihren Kindern, ein wenig mehr Sicherheit zu geben. Deshalb blieben sie auch. Deshalb blieben wir, ihre Kinder, deshalb bleiben unsere Kinder, deshalb werden unsere Enkelkinder hier bleiben. Hier, wo sie und wir daheim sind. Und – jawohl, wir sind Muslime. Muslime, die daran mitarbeiten wollen, dass zukünftig Aussagen wie: „Der Islam gehört zu Deutschland“ nicht mehr kontrovers debattiert werden. Es ist uns gleichzeitig bewusst, dass es unsere Bringschuld ist und noch lange sein wird, unsere religiösen Vorstellungen auf die beste Art und Weise vorzuleben, denn Islam ist Frieden, ist Einsatz für Frieden und für das Gemeinwohl einer Gesellschaft. Wir alle wollen also ein und dasselbe. Also lassen Sie uns doch eine gemeinsame starke Stimme entwickeln, die dies zum Ausdruck bringt.

Den heutigen Tag haben sich rechtsextreme Gruppen ausgesucht, um ihre Gesinnung zum Ausdruck zu bringen. Vor allem geht es um das Projekt MFI, das sie als Bedrohung sehen. Hier stellt sich die Frage, wer sich von wem bedroht fühlen muss! Denn das Projekt MFI, das keinen anderen Zweck verfolgt, als zu einer harmonischen und intakten Stadtgesellschaft für München beizutragen, in der Muslime in Einklang mit europäischen Wertevorstellungen und mit der deutschen Rechts- und Gesellschaftsordnung ihren Platz einnehmen, ist genau das, was wir unter Demokratie und Zusammenleben verstehen.

Das MFI möchte aber sehr wohl klare Fronten ziehen: gegen Fundamentalismus und Extremismus aus welcher Richtung auch immer, gegen Parallelgesellschaften, gegen Unterdrückung der Frau, gegen Rassismus jedweder Art und selbstverständlich gegen Terror und Gewalt in jedweder Form. Wie auch Zugehörige anderer Religionsgemeinschaften, haben die Muslime in München ein Recht auf ein repräsentatives islamisches Zentrum um ihre deutsche Identität als Muslim im hier und jetzt zu bekunden. Dass wir, die Initiatoren von MFI, schon seit vielen Jahren in unserer tagtäglichen Arbeit nachgewiesenermaßen genau dafür einstehen, dass dieses Wirken als erfolgreich und sogar als ausgesprochen vorbildlich wahrgenommen und anerkannt wird, verschweigen engstirnige Ideologen aus gutem Grund und scheuen keine Mühen, stattdessen Gegenteile zu suggerieren.

Nicht nur der Islam steht aktuell vor der Herausforderung, sich vor Instrumentalisierung zu schützen und sich zu fragen, welchen Beitrag Religionen zu einem friedlichen Miteinander leisten können. In einer globalen Welt, immer und alles, was schief geht, auf die Religion abzuschieben, ist feige und unvertretbar. Wir sind überzeugt, dass Formen der Ausgrenzung und Hetze gegen Menschen aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit in München keinen fruchtbaren Boden mehr finden werden. Islamfeindlichkeit und der bittere Antisemitismus nicht nur in unserer Geschichte, ernähren sich aus derselben ideologischen Quelle: Beide stehen für Rassismus und Xenophobie und Hass gegenüber Anderen.

Wir können nur gemeinsam für die Menschenwürde und für eine Zukunft in Frieden arbeiten. Die Muslime der Mitte, also die große Mehrheit der muslimischen Gesellschaft, wünscht sich nichts anderes! Und wir wissen auch, das gelingt nicht von allein, sondern eine jede und ein jeder muss zum Werkzeug dieses Friedens werden.

Deshalb sind wir beeindruckt und sehr dankbar, dass sich für diesen 10. November ein Bündnis gebildet hat, das die gesamte demokratische Gesellschaft abbildet, um für unsere gemeinsamen Werte einzustehen. Und wenn dasselbe darüber hinaus jeden Tag in den Fußgängerzonen, in den Schulen, in den Behörden, unter Nachbarn, kurz: immer und überall gelingt, dann liegt die Zukunft unserer Stadt in guten Händen. Und ich bin mir sicher, dass Gott heute besonders stolz ist auf seine Münchner Kindln – warum sollte es sonst heute strahlenden Sonnenschein geben?!

MFI sagt: Danke München!