Interreligiöser Dialog

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Islamberatung für Kommunen startet 2019 in Bayern

6. Dez 2018 | Interreligiöser Dialog

Islam-Beratung für Kommunen startet 2019 in Bayern

Vorstellung der Studie der Eugen-Biser-Stiftung „Brückenbauer in Bayern. Bedarfsfeststellung zu einer kommunalen Beratung zu islambezogenen Themen“. Daran anknüpfend ist die Einrichtung der bayernweit einzigartigen Beratungsstelle.

Statement von Imam Benjamin Idriz zur Pressekonferenz

Sehr geehrter Herr Staatsminister,
sehr geehrte Damen und Herren von der Presse und von der Eugen-Biser-Stiftung,

das ist heute ein guter Tag für Bayern! Mit der Errichtung der Beratungsstelle „Islamberatung in Bayern“ kommen wir alle – so hoffe ich – wieder ein Schritt voran, indem wir uns einen Schritt aufeinander zu bewegen.

Die heute vorgestellte Studie der Eugen-Biser-Stiftung zeigt eindrucksvoll, wie notwendig eine solche Kontaktstelle ist, und wie produktiv sie hoffentlich wirken wird. Ein Schlagwort dieses Tages lautet: Brückenbauen. Genauer: zwischen muslimisch geprägten Lebenswelten und Kommunen. Wie Sie alle wissen, habe ich im Umgang mit Kommunen viele Jahre Erfahrung, sehr intensive Erfahrung und überwiegend sehr gute Erfahrung. Das Zusammenwirken der Islamischen Gemeinde Penzberg, deren Imam ich sein darf, und unserer Stadtgemeinde und Stadtgesellschaft, könnte ich mir nicht besser vorstellen, und es wird ja auch schon lange und vollkommen zurecht als vorbildhaft wahrgenommen. Ich habe leider nicht die Zeit, Ihnen das in den unendlich vielen Beispielen zu verdeutlichen, die wir in Penzberg erlebt haben und erleben. Dass zeitweise von außen versucht wurde, das in Frage zu stellen und unser Wirken als das Gegenteil von dem hinzustellen, was es immer war, will ich hier nicht weiter thematisieren – es hat nicht funktioniert.

Mit der Initiative „Münchner Forum für Islam, MFI“, für die ich mich, wie Sie ebenfalls alle wissen, zusammen mit vielen Frauen und Männern seit Jahren einsetze, kann ich ebenfalls resümieren, dass unsere Erfahrungen auf kommunaler Ebene erfreulich sind. Die Landeshauptstadt München hat uns auf diversen Ebenen unterstützt und tut dies weiter. Alt-OB Christian Ude ist heute Vorsitzender des MFI-Kuratoriums, weil er voll und ganz von unserer Arbeit überzeugt ist. Mit der neuen Kommunalreferentin Kristina Frank haben wir eine von Oberbürgermeister Reiter beauftragte Ansprechpartnerin auf hoher Ebene.

Die Stelle für Demokratie hat zusammen mit uns und vielen anderen Akteuren in großartiger Weise gegen Islamfeindlichkeit gewirkt. Die Stelle für interkulturelle Arbeit macht kontinuierlich wichtige Arbeit für gelingende Integration. Und das ließe sich noch lange fortsetzen. Hier funktioniert das Brückenbauen.

Erlauben Sie mir aber bitte an dieser Stelle auch, deutlich anzusprechen, wo es nicht funktioniert. Den überwiegend positiven Erfahrungen mit konstruktiver Zusammenarbeit und Unterstützung auf kommunaler Ebene stehen leider keine adäquaten Entsprechungen auf staatlicher Ebene gegenüber. Und hier spreche ich gewiss nicht nur für mein eigenes Umfeld, sondern drücke aus, was wohl alle Muslime in Bayern besorgt und entmutigt. Viele von uns erleben leider Zurückweisung statt Anerkennung, Hindernisse statt Unterstützung. Aber Brücken baut man aus beiden Richtungen gleichzeitig, aufeinander zu. Staatliche Integrationsförderung bringt natürlich nichts, wenn Muslime sich abschotten und verweigern.

Aber umgekehrt gilt es genauso: Unsere tagtägliche Arbeit führt uns alle letztlich nicht weiter, wenn die ausgestreckte Hand nicht aufgegriffen wird, von der bayerischen Staatsregierung. Dabei wäre manches ganz einfach: Wie viele Moscheen wurden schon von bayerischen Innenministern besucht, von Ministerpräsidenten ganz zu schweigen? Vielleicht machen Sie sich keine Vorstellung davon, was es für das Gefühl, angekommen zu sein bedeutet, wenn eine muslimische Gemeinde solch symbolische Gesten der Anerkennung bekommen. Das sind ganz einfache, aber doch kostbare Zeichen, dass die Menschenwürde in Bayern für alle gilt, dass die, die sich auf ihrer Seite der Brücke abmühen für das Miteinander, gesehen werden und anerkannt.

Verehrter Herr Staatsminister, es besteht für niemanden hier der geringste Zweifel, wie wichtig der tagtägliche Einsatz des bayerischen Innenministeriums für unser aller Sicherheit ist, Das schließt uns Muslime ja ein, wir sind potentiell ja nicht weniger betroffen von Gefährdern, sondern eher noch mehr.

Amin!