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Interview mit Dr. Benjamin Idriz – Den Menschen im Blick
Haben Sie Leitbilder oder Glaubenssätze, die sich gegen Rassismus und Diskriminierung richten?
Ich glaube, dass jede Religion Glaubenssätze, religiöse Werte und religiöse Zitate hat, die die Menschen dazu anhalten, nicht rassistisch zu sein und andere Menschen nicht auszugrenzen. Meine Gemeinde, die Gemeinde in Penzberg ist eine sehr, sehr bunte, sehr multinationale, sehr multisprachliche.
Ich als Muslim, als ein Würdenträger, versuche, Werte zu vermitteln: dass wir alle gleich sind vor Gott, dass keiner über anderen stehen darf. Dass keine Sprache und keine „Rasse“ und keine Ethnie und keine Weltanschauung besser ist als eine andere. Als Muslim kann ich mich stolz auf die islamischen Glaubensprinzipien beziehen, indem ich sage, dass der Prophet Mohammed gesagt hat: kein Araber ist besser als ein Nicht-Araber und kein Nicht-Araber ist besser als ein Araber, und kein Schwarzer ist besser als ein Weißer und kein Weißer ist besser als ein Schwarzer, die Menschen sind alle gleich.
Diese Gleichheit, diese Wertschätzung von Menschen, solche Sätze und solche Glaubensprinzipien finden sich Dutzende im Islam. Der Mensch steht im Fokus, und ich versuche diese Glaubenssätze immer wieder in den Fokus zu stellen und die Menschen daran zu erinnern.
Haben Sie einen persönlichen Tipp im Umgang mit Rassismus und Diskriminierung?
Ja, manchmal sind rassistische Äußerungen vielleicht unabsichtlich. Daher brauchen wir Weiterschulungen und Fortbildungen, die klare Beispiele aufzeigen, wie sich ein Mensch unbewusst rassistisch äußern kann. Und daher mein persönlicher Tipp: Offenheit gegenüber allen Menschen.
Ich kann für Muslime sagen, dass wir uns gegenüber der Mehrheitsgesellschaft mehr öffnen müssen, dass wir Begegnungen suchen müssen, dass wir die anderen Kulturen entdecken sollten.
Bei jeder Kultur, bei jeder Sprache, bei jeder Weltanschauung müssen wir einen Schatz suchen. Durch diese Begegnungen und durch diesen Austausch können wir andere wertschätzen. Das ist auch für die Mehrheitsgesellschaft gut, weil wir in Deutschland auch ein Rassismus-Problem haben, weil die Mehrheitsgesellschaft diesen Dialog mit Muslimen nicht genug pflegt, vielleicht auch, weil Muslime nicht offen genug sind.
Aber ich kann für meine Gemeinde sagen, warum es in dieser Gemeinde oder in dieser Stadt weniger Rassismus-Probleme gibt als in anderen Städten: weil hier Offenheit spürbar ist. Und daher ist mein Tipp, offen zu sein, offen zu reden und sich zu begegnen. Das hilft allen.