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Islamfeindlichkeit und Antisemitismus ernähren sich aus derselben ideologischen Quelle
Pressestatement von Imam Benjamin Idriz, München am 07.11.12
Übermorgen erinnern wir an den 9. November 1938. An jene Novembernacht, in der die Pogrome den Übergang von der Diskriminierung der deutschen Juden zur systematischen Verfolgung markierten, die in den Holocaust an den europäischen Juden mündete. Der Aufruf zur sogenannten „Kristallnacht“ ging damals, wie Sie wissen, von München aus.
Die Rechtspopulisten und –extremisten haben sich den 10. November ausgesucht, um aus ganz Deutschland anzureisen und ihre Menschenverachtung in München zu demonstrieren. Als Vorwand für ihren bedrohlich zunehmenden Aktivismus benennen sie das Projekt ZIE-M – das keinen anderen Zweck verfolgt, als zu einer harmonischen und intakten Stadtgesellschaft für München beizutragen, in der Muslime in Einklang mit europäischen Wertevorstellungen und mit der deutschen Rechts- und Gesellschaftsordnung ihren Platz einnehmen, nicht anders als katholische, evangelische und orthodoxe Christen, Juden, Angehörige anderer Religionen und religionslose Menschen.
ZIE-M versteht sich als gemeinsames Projekt aller, die sich gegen Fundamentalismus und Extremismus aus welcher Richtung auch immer stark machen, gegen Parallelgesellschaften, gegen Unterdrückung der Frau, gegen Rassismus jedweder Art und selbstverständlich gegen Terror und Gewalt in jedweder Form. Dass wir, die Initiatoren von ZIE-M, schon seit vielen Jahren in unserer tagtäglichen Arbeit nachgewiesenermaßen genau dafür einstehen, dass dieses Wirken als erfolgreich und sogar ausgesprochen vorbildlich wahrgenommen und anerkannt wird, verschweigen die islamfeindlichen Ideologen aus gutem Grund und scheuen keine Mühen, stattdessen das Gegenteil zu suggerieren.
Wir sind überzeugt, dass solche Formen der Ausgrenzung und Hetze gegen Menschen aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit in München keinen fruchtbaren Boden mehr finden werden – egal ob sie von marschierenden Rassisten, von Nadelstreifendemagogen, von Stammtischen oder womöglich auch von Behörden ausgehen.
Islamfeindlichkeit und Antisemitismus ernähren sich aus derselben ideologischen Quelle: Beide stehen für Rassismus und Xenophobie und Hass gegenüber Anderen. Die Islamfeindlichkeit nimmt heute alarmierend zu! Ich werde in meiner Arbeit als Imam tagtäglich auf unterschiedlichste Arten damit konfrontiert.
Wir können nur gemeinsam für die Menschenwürde und für eine Zukunft in Frieden arbeiten. Die Muslime der Mitte, also die große Mehrheit der muslimischen Gesellschaft, wünscht sich nichts anderes!
Deshalb sind wir beeindruckt und sehr dankbar, dass sich für den 10. November ein Bündnis gebildet hat, das die gesamte demokratische Gesellschaft abbildet, um für unsere gemeinsamen Werte einzustehen. Wenn Münchnerinnen und Münchner aller Religionen am kommenden Samstag ein klares Zeichen gegen Hass und Ausgrenzung und für das Miteinander setzen, und wenn dasselbe darüber hinaus jeden Tag in den Fußgängerzonen, in den Schulen, in den Behörden, unter Nachbarn, kurz: immer und überall gelingt, dann liegt die Zukunft unserer Stadt mit Gottes Hilfe in guten Händen.